Umweltschutz

Bis vor kurzem wurden Produkte einzig auf Grund ihrer materialtechnischen, ästhetischen und wirtschaftlichen Aspekte beurteilt. Seitdem der "Club of Rome" und die Ölkrisen der 70er Jahre die Erschöpfbarkeit der fossilen Energieressourcen aufgezeigt und viele Umweltschäden die Bevölkerung aufgeschreckt und sensibilisiert haben, muß auch die Umweltverträglichkeit zunehmend in die Beurteilung einbezogen werden. Während die technischen Materialeigenschaften nach einheitlich festgelegten Prüfverfahren ermittelt und überprüft werden können, genügen die verfügbaren Unterlagen zur Qualifizierung der ökologischen Qualität von Baustoffen und Baumethoden nicht. Da einheitliche Vorgangsweisen fehlen, können entsprechende Produktkennzeichnungen – sofern überhaupt vorhanden – vom Verbraucher weder bewertet noch im Vergleich zu Alternativprodukten beurteilt werden.

Ziel ist es zweifellos zu einer einheitlichen Betrachtungsweise der ökologischen Qualität von Baustoffen zu gelangen. Als Mittel hierzu soll die sogenannte "Ökobilanz" dienen. Diese soll alle über den gesamten Lebenszyklus des Produktes auftretenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt (Luft, Boden, Wasser) sowie den Verbrauch an Ressourcen qualitativ und nach Möglichkeit quantitativ erfassen.

Umweltschutz bei Rohstoffgewinnung und Produktion
Im Bereich des Abbaues des Rohstoffes Ton, sowie bei seiner Verarbeitung zum fertigen Produkt Ziegel, sind insbesondere 3 Aspekte für den Umweltschutz von Interesse:

  • Nachnutzung der Abbaustellen (Tongruben)
  • Primärenergieverbrauch bei der Produktion
  • Emission von Schadstoffen bei der Produktion

Tongrube
Derzeit sind 3 Arten der Nachnutzung von Tongruben üblich, die als ökologisch sinnvoll angesehen werden können:

  • Rekultivierung und Freizeitnutzung (z.B. Badeteich)
  • Nutzung als Deponie und nachfolgende Begrünung
  • Rekultivierung und landwirtschaftliche Nutzung

Energieverbrauch
Zum Primärenergieverbrauch bei der Produktion liegen eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen vor, die zeigen, daß Wände aus Ziegel im Vergleich mit anderen Bauweisen einen sehr günstigen Energieverbrauch aufweisen. Hierbei wird nicht nur der Stromverbrauch, der Öl- oder Gasverbrauch für das Trocknen und Brennen der Ziegel und der Treibstoffverbrauch für Fahrzeuge im Ziegelwerk berücksichtigt, sondern sogar der Heizwert der Porosierungsmittel (wie z.B. Sägespäne), die den Wärmeschutz des Ziegels verbessern. Selbstverständlich muß bei solchen Vergleichen darauf geachtet werden, daß man Wandkonstruktionen mit gleichem Wärmeschutz (U-Wert) gegenüberstellt. Interessant ist hierbei, daß die heutigen günstigen Werte durch eine rasante Technologieentwicklung im Bereich der Ziegelproduktion in den letzten Jahren erreicht wurden.

Schadstoffemission
Bei der Erzeugung von Ziegeln werden als Schadstoffe hauptsächlich Staub und Gase, wie z.B. SO2, SO3, HF, NOx, CO, CO2 und organische Kohlenstoffverbindungen emittiert. Die tatsächliche Zusammensetzung der Abgase hängt vom verwendeten Rohstoff, den verwendeten Porosierungsmitteln und der Betriebsart des Ofens ab. Zur Reduzierung dieser Schadstoffe unterscheidet man zwischen:

Primärmaßnahmen (z.B. Optimierung des Brennvorganges, Zumischung von Zusatzstoffen o.ä.)
Sekundärmaßnahmen (z.B. Staubfilter, Fluorfilter, interne oder externe Nachverbrennung)

Sowohl in der TA-Luft als auch in der ÖNORM M 9468 sowie in einer auf dem Luftreinhaltegesetz basierenden Verordnung sind Grenzwerte für alle Schadstoffe definiert, die in allen österreichischen Ziegelwerken unterschritten werden.

Ein großer Vorteil des Ziegels ist, dass bei seiner Produktion keinerlei Verunreinigungen des Bodens oder des Wassers entstehen können.

Umweltschutz durch Bauen mit Ziegel
Aus ökologischer Sicht ist insbesondere der Wärmeschutz von Außenmauerwerk von großem Interesse, da durch einen optimalen Wärmeschutz (d.h. niedriger U-Wert + hohe Wärmespeicherfähigkeit) der Heizenergiebedarf minimiert wird und damit auch der Verbrauch wertvoller Energieressourcen, sowie die Emission von Schadstoffen, wie z.B. CO2. Der Wärmeschutz von Ziegelmauerwerk wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten ständig verbessert. Heute ist es möglich, bereits mit einer 38 cm dicken Ziegelwand einen U-Wert von deutlich unter 0,30 W/m²K zu erreichen.

Ein besonderer Vorteil des Ziegels gegenüber anderen Wandbaustoffen liegt in seinem günstigen Austrocknungsverhalten. Forschungsergebnisse zeigen, dass Ziegelmauerwerk den geringsten baupraktischen Feuchtigkeitsgehalt aufweist und diesen noch dazu am raschesten erreicht, d.h., dass die Austrocknung rascher als bei anderen Baustoffen vor sich geht. Das bedeutet, dass Ziegelmauerwerk längstens ein Jahr nach der Errichtung den deklarierten U-Wert aufweist, während andere Bauweisen ihren deklarierten U-Wert erst viel später erreichen. In dieser Zeit wird aber mehr Heizenergie verbraucht, da Baustoffe um so schlechter dämmen, je feuchter sie sind.

Weitere Aspekte des Umweltschutzes
Ziegel erfüllen alle bauphysikalischen Anforderungen, wie Wärmeschutz, Feuchtigkeitsschutz, Schallschutz, Brandschutz und auch die Tragfunktion durch ein einziges Material und nicht – wie bei anderen Bauweisen – durch eine Aufteilung der Funktionen auf mehrere Schichten, bzw durch - ökologisch oft bedenkliche - Verbundkonstruktionen.

Im Zusammenhang mit der Nutzungsphase der Bauten ist auch darauf hinzuweisen, daß aus einer Ziegelwand keinerlei Schadstoffe in die Raumluft abgegeben werden, und zwar weder im normalen Gebrauchszustand noch im Störfall (z.B. Brand). Messungen des Radioaktivitätsgehaltes von Ziegeln haben ergeben, daß der Grenzwert gemäß ÖNORM S 5200 für die Unbedenklichkeit von Baustoffen deutlich unterschritten wird.

Selbstverständlich sind noch viele weitere Aspekte zu berücksichtigen, wenn man eine gesamtheitliche ökologische Bewertung des Lebenszyklus des Baustoffes Ziegel durchführen will. Beispielhaft seien hier angeführt:

Verarbeitung – Errichtung von Bauten

  • keine Schadstoffemission bei der Verarbeitung
  • geringe Lärmbelästigung bei der Verarbeitung
  • vergleichsweise geringe ergonomische Beanspruchung der Verarbeiter
  • keine problematischen Baustoffabfälle

Erhaltung – Renovierung – Sanierung

  • Langlebigkeit
  • hohe Substanzwerte von Ziegelbauten
  • geringer Materialaufwand
  • geringer Schwierigkeitsgrad

Abbruch

  • nur Staubemission beim Abbruch
  • vergleichsweise geringer Energieaufwand
  • keine Notwendigkeit der Stofftrennung bei einschaliger Ziegelbauweise
  • einfache Baurestmassentrennung bei Ziegel-Zweischalenmauerwerk

Deponie

  • geringe Kosten der Deponierung (Eluatklasse 2)
  • kein Sondermüll
  • keine Abgabe von Schadstoffen an den Untergrund

Recycling

  • hoher wiederverwertbarer Anteil am Gesamtabbruchmaterial
  • geringer Energieaufwand

Transporte

  • flächendeckende, lokale Baustoffproduktion
  • Rohstoffabbau und Produktion räumlich gekoppelt
  • niedriger Energiebedarf und Schadstoffausstoß wegen kurzer Transportwege