Holz-Mantel-Beton

Bauen mit Natur

Die ersten Baustoffe in der langen Entwicklungsgeschichte menschlicher Behausungen in unserem Klima waren und sind bis heute immer die am Bauplatz erreichbaren Steine und das Holz, seltener und erst wesentlich später Erosionsmaterial, wie Lehm und Ton. Die Verwendung dieser natürlichen Materialien stellt keinerlei Belastung für die Umwelt dar. Daher sind heute natürliche Baustoffe so sehr gefragt!

Vor allem Holz wird von vielen als der typische Naturbaustoff angesehen. Er kommt in der Natur gebrauchsfertig vor und ist zusammen mit Schilf und Stroh seit dem Bestehen der Menschheit bevorzugter Werkstoff für den Lebens- und Wohnbereich. Die Gefährdung durch Brand, Fäulnis und Schädlingsbefall haben jedoch schon immer zu Bauweisen angeregt, die durch die Kombination mit Stein Brandsicherheit, Beständigkeit, Wärme- und Schalldämmung, sowie entsprechende Tragfähigkeit gewährleistet haben, wie die von amerikanischen Archäologen in Chile entdeckten, etwa 12.000 Jahre alten Reste von Wohnbauten beweisen, die aus einer Kombination von Steinen, Sandmörteln und Holz in einer Art „Mantelbetonbauweise" errichtet wurden.

Beton als formbarer Baustoff aus Zement, Sand und Schotter hat die gleiche Zusammensetzung wie viele Gesteinsvorkommen in der Natur. Bereits den Römern war die Anwendung dieses Werkstoffes geläufig, wie die noch heute in gutem Zustand befindlichen Bauwerke aus dieser Epoche beweisen, wie z.B.: die Kuppel des Pantheon in Rom.

Zement aus natürlichen Rohstoffen, wie Kalkstein, Mergel oder Ton gebrannt, dient aber nicht nur als Bindemittel für Beton, sondern auch als Bindemittel bei der Herstellung von Holzspan-Beton.

Holz-Mantelbeton ist die perfekte Synthese der Naturbaustoffe Holz und Stein in moderner, zeitgemäßer Art.

Produktion von Holzspan-Mantelsteinen und -Dämmplatten

Weichholzspäne, wie sie von der Natur durch natürliches Wachstum im Wechsel der Jahreszeiten in reichem Maße hervorgebracht werden, bzw. als Restholz bei der Holzverarbeitung anfallen, sind Ausgangsmaterial für die Herstellung des Naturbaustoffes Holzspan-Beton.

Mit minimalstem Energieaufwand werden die Holzspäne in Schlagmühlen auf die richtige Größe zerkleinert und sodann mit Mineralstoffen, Zement und Wasser versetzt, bzw. zu Holzspan-Mantelsteinen und Holzspan-Dämmplatten geformt.

Die Vermeidung von Umweltbelastungen, insbesondere die Reinhaltung von Luft und Wasser, ist Leitbild für diese Produktionstechnologie, allfällig anfallende Produktionsreste, wie Fräsabfall beim Kalibrieren, werden in den Produktionsprozeß zurückgeführt.

Holz-Mantelbeton dient daher der Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes und einer gesunden Umwelt als Basis für gesundes Leben und Wohnen !

Qualitätssicherung
Der Arbeitskreis „Naturbaustoffe - Holz-Mantelbeton" im Fachverband der Stein- und keramischen Industrie Österreichs hat sich als Hauptaufgabe gestellt, die Qualität von Holzspanbeton-Baustoffen abzusichern und die Technologie der Erzeugung und Anwendung unter Einhaltung der einschlägigen Vorschriften, ÖNORMEN und Zulassungen weiter zu optimieren.

Holzspan-Mantelsteine und Holzspan-Dämmplatten sind gütegeprüft, die Produktion wird durch laufende Eigenkontrolle, bzw. durch akkreditierte Prüfanstalten überwacht. 

Ökologie
Mit dem hauszuhalten, bzw. das optimal zu nützen, was uns die Natur zur Verfügung gestellt hat, lehrt uns in besonderem Maße die Ökologie.

Die Auswirkungen menschlichen Schaffens auf Leben und Umwelt sind zu groß und oft gar nicht abschätzbar, als daß wir uns Raubbau leisten könnten. Die beginnende Umweltzerstörung ist eine deutliche Mahnung vor Energieverschleuderung, bzw. zur vermehrten Verwendung sanfter Technologien.

Bereits 1993 hat deshalb der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie Österreichs den Auftrag zur Ausarbeitung eines „Handbuches für ökologisches Bilanzieren" an das Wissenschaftlerteam Dipl.-Ing. Dr. Manfred Bruck, Mag. Dr. Christine Jasch (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) und Dr. Peter Tuschl (Österr. Forschungszentrum Seibersdorf) erteilt und damit eine Anleitung für Sachbilanzen und ökologische Bewertungen geschaffen.

Für den Arbeitskreis „Naturbaustoffe - Holz-Mantelbeton", in dem die österreichischen Produzenten von zementgebundenen Holzspan-Mantelsteinen und -Dämmplatten vertreten sind, war die Fertigstellung dieses Grundlagendokumentes unmittelbarer Anlaß, die Abteilung Umweltplanung des Österr. Forschungszentrum Seibersdorf unter der Leitung von Dr. Peter Tuschl mit der Erstellung einer Ökobilanz für Holzspan-Baustoffe zu beauftragen.

Diese erste, nach den Grundsätzen des „Handbuches für ökologisches Bilanzieren" erstellte Ökobilanz erbrachte ein sensationelles Ergebnis :

Holzspan-Mantelsteine und -Dämmplatten bringen uns dem Toronto-Ziel (Minderung des CO2-Ausstoßes) ein gutes Stück näher, denn sie unterbrechen den natürlichen CO2-Kreislauf des Holzes und entziehen der Umwelt durch das in den Holzspänen in Form von Kohlenstoff gespeicherte Treibhausgas mehr CO2 als bei der Produktion der Holzspanbeton-Baustoffe und seiner Vorprodukte freigesetzt wird. Bauen mit Holz-Mantelbeton senkt daher das globale CO2-Potential und ist daher ein wertvoller Beitrag für die Verminderung des Treibhauseffektes und zum Erreichen der Kyoto-Ziele.

Seit zwei Jahren wird über Initiative des Arbeitskreises „Naturbaustoffe - Holz-Mantelbeton" auch an der Erstellung von Europäischen Normen für Holzspanbeton und Holzspanbeton-Bauprodukte in den Gremien von CEN gearbeitet. Der erste Entwurf einer ENORM für Holzspanbeton wurde vor kurzem von den Mitarbeitern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Italien und Österreich fertiggestellt und dem ersten Enquiry zugeleitet. Der erste Entwurf einer ENORM für Holzspan-Mantelsteine steht knapp vor der Fertigstellung.

Holz-Mantelbeton schützt den Menschen vor Kälte: Wärmedämmung
Das Basismaterial Holz ist bekannt für hohe Wärmedämmung und gesunde Wohnbehaglichkeit. Diese Vorzüge besitzt auch Holz-Mantelbeton.

Die Kombination von wärmedämmenden Holzspan-Mantelsteinen, bzw. Holzspan-Dämmplatten, je nach Anforderung gegebenenfalls mit integrierter Zusatzdämmung, und einem Kern aus wärmespeicherndem Beton ermöglicht die Erfüllung aller Erfordernisse moderner Bauphysik.

Die außen verstärkten Dämmstoffschichten bewirken, daß Frost erst gar nicht bis zum Inneren der Holz-Mantelbeton-Wand vordringen kann. Der Betonkern bleibt dadurch immer ein aktiver Wärmespeicher und sorgt für gleichmäßige und angenehme Raumtemperatur, aber auch als wirkungsvoller Schutz gegen sommerliche Überwärmung.

Das mörtellose Versetzen der Holzspan-Mantelsteine, bzw. Holzspan-Dämmplatten ohne Lagerfugen verhindert störende Wärmebrücken.

Holz-Mantelbeton schützt den Menschen vor Lärm: Schalldämmung
Lärm ist eine zu oft verharmloste Form der Umweltverschmutzung. Täglich sind wir Geräuschen ausgeliefert, die auf Dauer zu Streß, Nervosität und Krankheit führen können. Verschiedene Schallquellen werden trotz objektiv gleicher Lautstärke unterschiedlich stark als störend empfunden.

Holz-Mantelbeton bewirkt durch seine hervorragenden Dämmeigenschaften, die sich aus dem Gewicht des Kernbetons und den steif elastischen Dämmschichten des Holzspanbetons mit hohem Porenanteil ableiten, effizienten Schutz.

Unverputzte Wände aus Holz-Mantelbeton, sowie schallschluckende Elemente aus Holzspanbeton erbringen eine hohe Schallabsorption. Sie werden daher als „hochabsorbierende" Lärmschutz-Wände an Straßen und Schienenstrecken, sowie auch als Lärmschutz-Absorber-Elemente im Gleisbereich von Eisenbahn- und U-Bahn-Strecken eingesetzt und bilden dort wirkungsvollen Schutz vor störendem Verkehrslärm.

Holz-Mantelbeton schützt den Menschen vor Feuer: Brandschutz
Die besondere Bedachtnahme auf die Sicherheit von Bauwerken, aber auch auf volkswirtschaftliche Belange, wie Arbeitsplatzsicherung im Zusammenhang mit Brandschäden, weist dem Brandschutz besondere Bedeutung zu.

Holz-Mantelbeton bietet hohen Brandschutz und wird als „brandbeständig" - Brandwiderstandsklasse F 90 - klassifiziert.

Holz-Mantelbeton schützt den Menschen vor Naturkatastrophen: Erdbebensicherheit
Die hohe Tragfähigkeit von Holz-Mantelbetonwänden ist durch unzählige Großbauten überzeugend unter Beweis gestellt. Die katastrophalen Erdbebenereignisse der letzten Jahre (Friaul 1976, Armenien 1988, Kalifornien 1989, Persien 1990, Türkei 1992) haben bewirkt, auch der Erdbebensicherheit von Gebäuden größere Beachtung zu schenken.

Über Initiative des Arbeitskreises „Naturbaustoffe - Holz-Mantelbeton" wurde daher in Zusammenarbeit mit Ziviltechnikern und der Techn. Universität Graz das Forschungsvorhaben „Erdbebensicheres Bauen" realisiert und dabei festgestellt, dass Holz-Mantelbetonwände aufgrund hoher Duktilität (Zähigkeit) und interner Dämpfung eine besondere Erdbebenwiderstandsfähigkeit aufweisen und imstande sind, die überwiegend horizontale Belastung beim Lastfall Erdbeben infolge der hohen Schubfestigkeit der Wände bestens auszunehmen.

Bei entsprechend konstruktiver Gestaltung und statischer Bemessung ist daher die Ausführung aller Gebäude vom Einfamilien- bis zum vielgeschossigen Hochhaus in allen Erdbebenzonen Österreichs erdbebensicher möglich.

Auch die Erdbeben im Vorjahr in der Türkei und in Griechenland haben gezeigt, dass Gebäude in Mantelbeton-Bauweisen den starken Erdstößen gewachsen waren und nennenswerte Schäden aufwiesen.

Holz-Mantelbeton schützt die Umwelt: Recycling
So wie bei der Produktion von Holz-Mantelbeton der Umweltschutz besondere Bedeutung hat, werden auch die bei der Verarbeitung auf Baustellen anfallenden Reste und Abschnitte durch die Lieferwerke zur Wiederverwertung im Produktionsablauf entsorgt und damit nicht nur die gesetzlichen Bestimmungen der Baurestmassen-Verordnung erfüllt, sondern ein wirkungsvoller Beitrag zur Entlastung von Deponien geleistet.

Hinsichtlich der Wiederverwertung von Abbruch-Restmassen hat das Forschungsinstitut der Österr. Zementindustrie im Auftrag des Arbeitskreises „Naturbaustoffe - Holz-Mantelbeton" im Jahre 1995 ein einschlägiges Forschungsvorhaben bearbeitet, da es dem Standard ökologischer Betrachtungsweisen entspricht, ein Bauwerk von seiner Entstehung über den Gebrauch bis zum Abbruch zu beleuchten und umfassend zu bewerten.

Das Ergebnis : Baurestmassen von Mantelbeton-Bauten sind zu 100 % recyclierbar.

Ohne aufwendige Aufbereitung und besonderer Zusatzmaßnahmen sind die Baurestmassen wiederverwertbar :

für Frischbeton der Festigkeitsklassen B 20/B 225 und B 30/B300 mit einem Anteil von 10 % im Zuschlag,
für die Herstellung von Betonmauersteinen und wärmedämmenden Ausgleichsschichten mit einem Anteil am Zuschlag von 100 %.
Aus dem linearen Materialfluß von der Produktion auf die Deponie wird damit bei Holz-Mantelbeton ein wirtschaftlicher Kreislauf mit einem großen Plus für Umwelt, Ressourcen und Wirtschaft.

Bewußt bauen - Besser leben
Holz-Mantelbeton setzt der individuellen Phantasie keine Grenzen. Die zahlreichen Sonderformen der Holzspan-Mantelsteine und der maßgenaue Zuschnitt der stabilen Holzspan-Dämmplatten auf der Baustelle ermöglichen eigenwillige Grundrisse, Rundungen, Torbögen und die Verwirklichung ganz persönlicher Vorstellungen von zeitgemäßem und kreativem Bauen.

Seit 1955 wurden an die 500.000 Wohnungen in Holz-Mantelbeton-Bauweise errichtet und beweisen durch ihre hervorragende Bausubstanz die Wertbeständigkeit und Wirtschaftlichkeit dieser Bauweise.